Katrin Lindemann: Der Fluch, 2003.

Eine transsexuelle Autobiographie, leider eine der schlechteren. 2006 noch einmal veröffentlicht.

Katrin Lindemann: Der Fluch, 2003.

Daten zum Buch

Autorin: Katrin Lindemann. Titel: Der Fluch. Untertitel: Mein Leben mit der Transsexualität. Ein Report von Jenseits der Straße. Verlag: Nord-Stern-Verlag, Bad Schwartau. Erscheinungsjahr: 2003. ISBN: 3-00-012123-4. Bindung: Taschenbuch, 242 Seiten. Ehemaliger Preis: 14,90 €.

Beschreibung

Klappentext

Katrin Lindemann, eine Transsexuelle, die als Reiner Lindemann geboren wurde

Katrin Lindemann ist ganz Dame: Die Frisur sitzt, ein kräftiges Rot ziert die vollen Lippen, der Lidschatten betont die dunklen Augen, das gelbe Top kontrastiert mit dem schwarzen Haar. Nur die etwas tiefere Stimme und der feste Druck der kräftigen Hände lassen erahnen, was die dunkelhaarige Frau Zeit ihres Lebens beschwert hat: Katrin Lindemann ist transsexuell, sie war ein Mann – früher.

Bad Schwartau – Nach langer Leidenszeit hat die 54-Jährige endlich die Geschlechtsumwandlung, die sie lieber Angleichung nennt, bewältigt – vom Mann zur Frau, als die sie sich schon immer gefühlt hat. In einem jahrelangen, für sie sehr schwierigen und schmerzhaften Prozess, ging ihr Wunsch in Erfüllung: Aus dem 1948 in Frankfurt/Oder geborenen Jungen Reiner Lindemann, der zweimal verheiratet war und zwei Kinder mit seinen Ehefrauen zeugte, wurde schließlich doch noch Katrin. Jenes Individuum eben, das er/sie immer sein wollte, »das ich sein musste«, wie Katrin beteuert. Als Transsexuelle zählt die Bad Schwartauerin zu den wenigen tausend Menschen in Deutschland, die wegen ihres Fühlens noch immer gegen weit verbreitete Intoleranz der Gesellschaft bestehen müssen. Und die ihre Krankheit als »Fluch der Geburt« verstehen, wie Katrin Lindemann aus eigener Erfahrung weiß. Transsexualität, neuerdings auch als Geschlechtsidentitätsstörung bezeichnet, ist in Deutschland inzwischen offiziell als Krankheit anerkannt, doch mangelt es an Akzeptanz.

Katrin Lindemann hat ein Leben in Verwirrung und Verheimlichung, im Verstecken ihrer Gefühle und ihrer geheimsten Wünsche vor intoleranten, womöglich aber auch nur unwissenden Zeitgenossen hinter sich. Ihre leidvolle Erfahrung lautet deshalb: »Nur wenige schaffen es am Ende, auch den letzten Schritt zu gehen und durch eine Geschlechtsangleichung ein wenig wieder ihren inneren Frieden zu finden – wenigstens ansatzweise.« Die 54-Jährige hat es viel Zeit und Mühe gekostet, die eigene Identität in vollem Umfang zu akzeptieren. Schlimmes hat sie auf diesem Weg erdulden müssen. »Einer«, erinnert sie sich schaudernd, »hat zu mir gesagt, ›Solche Leute wie Du wären bei Adolf vergast worden‹.«

Lothar Braun, Lübecker Nachrichten, Juni 2003

Kommentar

Das Leben, über das Katrin Lindemann in ihrer Autobiographie berichtet, ist wohl in der Tat ein interessantes mit vielfältigen Erlebnissen.

Aber wie sie schreibt, ist beinahe unlesbar. So hat die Erzählung zwar eine grobe Zeitachse, aber in dieser gibt es unentwegt wirre Sprünge und ein wildes Durcheinander. Als wäre dies nicht schon lesefeindlich genug, verlangt Katrin Lindemanns Sprach- und Schreibstil dem Leser oder der Leserin viel ab. Nicht nur, dass Rechtschreibung und Grammatik und da vor allem die Kommasetzung dem Text Schlimmes antun, häufig ist der von mündlicher Umgangssprache geprägte Stil derart schlecht, dass die Absichten der Autorin im Unklaren bleiben und man als Leser bzw. Leserin Probleme hat, der Erzählung zu folgen. Dieser Effekt wird noch durch etliche der Allgemeinheit eher unbekannte fachspezifische Begriffe verstärkt, deren Bedeutung sich nicht aus dem Kontext ergibt. Das neben diesem Ausmaß sprachlicher Überforderung die Reflexion über das eigene Leben zu kurz kommt, fällt kaum noch auf.

Mir scheint dieses Buch eher wie ein Manuskript einer durchaus interessanten Autobiographie, das aber unbedingt einer gründlichen redaktionellen Überarbeitung bedarf. Ich kann es daher nicht empfehlen – schade.

Inhalt

Teil 1: Kindheit · Schulzeit · Gedichte · Begegnung mit Walter und Co. · Lehrzeit · Pionierschiff Vorwärts · Gedichte · 16 Stundentörn auf ROS 225 Cottbus · Kanada, Grönland · Massaker die ich nie vergessen werde · Das Antlitz des Todes 1 · Zubringertrawler ROS 415 »Heinz Priess« · De Gaulle in Kanada · französische Kriegsschiffe als Lebensretter · Loggerfahrten Norwegen, Biscaya · Einberufung auf hoher See · Antlitz des Todes 2

Teil 2: Die Heimkehr · Berlin Weiße Flotte · Kranführerlehrgang · Erste Ehe, Wehrdienstzeit · Scheidung · Erstkontakte zum Psychiater · Aufenthalt in der Psychiatrie der Charité zu Berlin · Zweite Ehe · Mobbing am Hochofen · Weitere Einweisungen in die Charité · Behandlung gegen Schizophrenie · Hundesport · Nico auf Ganovenjagd · Scheidung · Die Wendezeit · Zeit der Entscheidungen

Teil 3: Markt in Bad Schwartau · Sport Mikrofon · Der Einstieg in die Welt der PR- Medien · Das Arbeitsamt schlägt zu · Operationstermin in Leipzig · VWP Verlag Hamburg · Gesellschafterin · Eigene Präsentationen und das bittere Ende · Internationale Medienkampagne zur Rettung der »Passat« incl. Fernsehspotproduktion · Immer wieder Hass und Ablehnung · ABM oder Verlag · Ein Jahr Hanseschiffbau · Ein Verleger den ich nie verstehen werde · Eine Landespräsentation die meine Rettung sein könnte · Der Verrat · Existenzgründungsseminar · Der Kampf gegen die Banken · Viereinhalb Monate bis zum Kredit · Rundschreiben an die Politik · Geschehen noch Wunder oder ist dies bereits das Ende?

Nachwort.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen

Themen: Transfrauen und Transsexualität

Genre: (Auto-)Biographie

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