Yann Martel: Selbst, 1997.

Roman um den Mythos der Geschlechtsverwandlung.

Yann Martel: Selbst, 1997.

Daten zum Buch

Autor: Yann Martel. Titel: Selbst. Verlag: Verlag Volk & Welt, Berlin. Erscheinungsjahr: 1997. ISBN: 3353010963. Bindung: Gebunden mit Schutzumschlag, 377 Seiten. Ehemaliger Preis: 42 DM.

Beschreibung

Umschlagtext

Das Verhältnis von Frau und Mann gestaltet dieser Roman zum modernen Mythos der Geschlechtsverwandlung. Wer sich seiner selbst nicht sicher ist, sollte dieses Buch nicht oder gerade deshalb lesen. Als der Kanadier Yann Martel 1994 in Deutschland debütierte, schrieb Reinhard Tschapke (Die Welt): »Der Stern eines herausragenden Erzählers ist aufgegangen.«

Klappentext

Ihrer selbst bewußt wurden sich die Menschen, als sie begriffen, daß sie Doppelwesen sind, geschlechtsgetrennt, Frau und Mann. Prähistorische Statuetten versuchen wenigstens bei den Göttern noch beide in einen Körper zu bringen: die weiblichen Brüste und den Penis. Vor fast zweieinhalb Jahrtausenden erzählte der griechische Philosoph Platon das schöne Märchen, einst seien die Menschen »ganz« gewesen, und das »Sehnen und Trachten«, nach diesem Ganzen zurückzukehren, sei die Liebe. Die geheimnisvollen Wege dieses Mythos sind neben dem Tod die wesentlichsten Kräfte in unserem Selbst, mit jedem von uns wird die Trennung neu geboren.

Yann Martels Ich-Erzähler erlebt die ersten Strahlen der Morgensonne über dem Horizont des Lebens als Glück: »Ich erwachte, und meine Mutter war da.« Er ist geborgen zwischen Vater und Mutter, wenn er auch eigentlich kein Zuhause hat, denn die Eltern sind kanadische Diplomaten, mal hier, mal dort. Wie Welt scheint dem Knaben offenzustehen, sein Leben ist als Reise angelegt, Sprachbarrieren überspringt er spielerisch. Um so tragischer muß er erfahren, daß niemand nur aus sich selbst heraus leben kann. Eine Flugzeugkatastrophe raubt ihm die Eltern, die Wissensaneignung auf der Internatsschule geht ins Leere. Das männliche Prinzip, zu erkennen und die Welt zu beherrschen, scheint am Ende zu sein. Der Jüngling verwandelt sich in die andere Seite des Menschen. Aus der Raupe schlüpft der Schmetterling. Mit neuen Augen sieht sie die Welt, die Stätten, wo der Mythos geboren wurde, Griechenland und den Vorderen Orient. Und sie erlebt die Liebe und Sexualität, in allen Spielarten, vom leidenschaftlichen Glück bis zum brutalen Überfall. Jede dieser Erfahrungen wandelt das Selbst. Wer zum erstenmal »Ich« sagt, hat das Zauberwort der Metamorphose gesprochen. Das »Sehnen und Trachten« des antiken Philosophen wird in Yann Martels Roman ganz und gar gegenwärtig. Das Unwahrscheinlichste ist selbstverständlich und bleibt doch höchst geheimnisvoll. Der Geschlechtertausch ist keine komplizierte hormonale und operative Prozedur, sondern ergibt sich aus dem Leben in dieser unserer Zeit. Nur wer sich wandelt, kann die Liebe finden.

Über den Autor

Yann Martel, 1963 in Salamanca als Sohn eines Diplomaten geboren, wuchs u.a. in Kostarika, Frankreich und Mexiko auf, studierte Philosophie an der Trent University in Peterborough (Kanada) und lebte längere Zeit in Paris. Er veröffentlichte mehrere Kurzgeschichten, für die er 1991 in Kanada den Journey Prize erhielt. Als 1993 in Toronto ein Band mit vier Erzählungen erschien (dt. unter dem Titel »Aller Irrsinn dieses Seins«, Volk & Welt 1994), reagierte die Kritik begeistert. Alberto Manguel schrieb: »Keine Angst – die Literatur ist nicht vom Aussterben bedroht. Lesen Sie Yann Martel, und Sie werden erstaunt, entzückt und dankbar sein.«

Kommentar

»Das Buch von Yann Martel weist Anklänge an Virginia Woolfes Orlando auf. Der Sohn eines Diplomatenpaares, das bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt, mutiert zur Frau. Schön geschrieben, anspruchsvoll, mit viel Historischem und Geografischem. Einfach schön!«   Anne

Weitere Informationen

Themen: Rollentausch

Genre: Roman

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