126/366: Sandra Mara Herzer: Ich, Anderson Bigode, 1990
Fangen wir mit den trans* Autobiographien an, davon gab es in den 90ern eine ganze Reihe. 1990 erschien »Ich, Anderson Bigode« von Sandra Mara Herzer, in Brasilien wurde ihre/seine Lebensgeschichte sehr populär.
127/366: Janye-Ann Igel: Fahrwasser, 1991
Aus dem Jahr 1991 stammt der schmale Band »Fahrwasser. Eine innere Biographie in Ansätzen« von Janye-Ann Igel. Da ich es noch nicht gelesen habe, kann ich aber nichts weiter dazu sagen.
128/366: Petra Dorén: Vom Fresko zum Straps, 1994
Im Jahr 1994 erschien die Autobiographie »Vom Fresko zum Straps« von Petra Dorén, aufgezeichnet von Michael Meissner. Zur Abwechslung mal etwas aus dem Bereich Travestie.
129/366: Rose Tremain: Die Umwandlung, 1994
Ok, das ist keine Autobiographie, sondern ein Roman, trotzdem führe ich den hier mit auf. 1994 erschien erstmalig »Die Umwandlung« der britischen Schriftstellerin Rose Tremain, ein Roman über einen trans Mann im England der 50er bis 80er Jahre.
130/366: Rose Tremain: Die Verwandlung der Mary Ward, 2014
Es gab 2 Neuauflagen des Romans, zuletzt 2014 im Suhrkamp-Verlag unter dem Titel »Die Verwandlung der Mary Ward«. Dass der Verlag auch 2014 im Titel noch misgendert, ist allerdings traurig.
131/366: Anja Meister: Fremd im eigenen Körper, 1994
Ebenfalls aus dem Jahr 1994 stammt das Buch »Fremd im eigenen Körper« von Anja Meister, erschienen im Heyne-Verlag. Es geht um die Biographie eines trans Manns. Das Buch enthält alle Zutaten und Narrative der 90er. Der Deadname steht auf dem Titel, ebenso wie das Wort »Geschlechtsumwandlung«. Der Erfahrungsbericht ist »erschütternd«, »bewegend« und »schonungslos«, und trans zu sein ist eine Qual. In dieser Zeit bin ich trans-sozialisiert worden, und es ist angesichts dessen kein Wunder, dass ich so viele Jahre brauchte.
132/366: Judith Hodosi: Grenzgänge, 1995
Aber auch Selbst- und Kleinverlage waren bei den Autobiographien häufig. Ersteren merkt man durchaus das Fehlen eines Lektorats an, auch Schreibfehler und schlechte Typographie kommen häufiger vor. Auch beim Buch »Grenzgänge« von Judith Hodosi aus dem Jahr 1995 ist das tendenziell der Fall, doch diese Autobiographie einer trans Frau hatte es mir damals angetan. Zu einer Zeit, in der DDR-Vergangenheitsbewältigung zum großen Teil aus Ostalgie bestand, bot dieses Buch einen ganz anderen Blick auf die Verhältnisse, wenn man in der DDR nicht angepasst war.
133/366: Simone-Yvonne von Budzyn: Vom Supermann zur super Frau
Ganz anders kommt die Autobiographie »Vom Supermann zur super Frau« von Simone-Yvonne von Budzyn daher, die 1996 erschien. Schon der Titel ist eher Selbstvergewisserung, dass der trans Weg der richtige war.
134/366: Kai-Wolfgang Hansmann: Als Mann endlich glücklich, 1996
Eine weitere Autobiographie eines trans Manns ist »Als Mann endlich glücklich« von Kai-Wolfgang Hansmann von 1996.
135/366: Fernanda Farias De Albuquerque, Princesa, 1996
In Brasilien und Italien spielt die nächste trans Autobiographie. Für nicht wenige trans Frauen war Prostitution ein Weg, um zu überleben, dieses Buch von 1996 ist ein Beispiel dafür. Es trägt den Titel »Princesa«, die Autorin heißt Fernanda Farias De Albuquerque.
136/366: Beat Zemp: Mädchenjahre eines Mannes
Ebenfalls 1996 erschien die Lebensgeschichte des trans Manns Beat Zemps aus der Schweiz unter dem Titel »Mädchenjahre eines Mannes«, aufgeschrieben von Georges Winter.
137/366: Marion Holl: Seele im Spagat, 1997
In den trans* Bücherlisten der 90er Jahre hatte Marion Holls Autobiographie »Seele im Spagat« von 1997 einen festen Platz. Diese hatte es auch in einen etwas größeren Verlag geschafft, Gatzanis aus Stuttgart, die professionelle Gestaltung fällt gleich auf. Ich selbst hatte Ende der 90er die Gelegenheit, eine Lesung von Marion Holl in der Stuttgarter SHG zu besuchen.
138/366: Marion Holl: Seele im Abgrund, 2010
Marion Holl hat 2010 ein weiteres Buch »Seele im Abgrund« veröffentlicht, das die Flucht vor einer Verfolgung evangelikaler Hardliner beschreibt. Ich habe es bislang nicht gelesen, kann zum Inhalt daher nichts sagen.
139/366: Rosalin: Eine Frau, geboren im Op, 1997
Wieder alle Klischees bedient das Cover der Autobiographie »Eine Frau, geboren im Op« von Rosalin, erschienen in der Reihe »Erfahrungen« bei Bastei Lübbe. Entgegen der reißerischen Aufmachung habe ich den Inhalt aber als recht lesenswert in (dunkler) Erinnerung.
140/366: Saskia Schulz: Ich möchte wieder Eisblumen sehen, 1998
Die trans Autobiographie »Ich möchte wieder Eisblumen sehen« von Saskia Schulz aus dem Jahr 1998 habe ich in eher schlechter Erinnerung. Eben habe ich noch einmal darin herumgeblättert, meine einzige Empfehlung lautet: Finger weg! Unreflektiert, frei von Selbstkritik und v.a. sind immer die Anderen schuld. Darauf reagiere ich allergisch.
141/366: Jaquelin G.: Ich habe viel geliebt, 1999
Dieses Buch ähnelt von den Ausgangsbedingungen »Princesa«. »Ich habe viel geliebt« von Jaquelin G. erschien 1999, die trans Lebensgeschichte mit Stationen auf der Straße in Venezuela, Spanien und der Schweiz hat Verena Mühlberger aufgeschrieben.
142/366: Angelique Nagel: Wer wird als Frau denn schon geboren, 1999
Eine weitere Autobiographie einer trans Frau im Eigenverlag ist »Wer wird als Frau denn schon geboren. Man(n) wird zur Frau doch erst gemacht« von Angelique Nagel, erschienen 1999 und in der Titelwahl mit deutlichem Anklang an Simone de Beauvoir. An den Inhalt kann ich mich nicht mehr erinnern, aber Titelbild, Untertitel und die Ankündigung weiterer 3 Bände, die meines Wissens nie erschienen sind, erscheinen recht selbstbewusst.
143/366: Romy Haag: Eine Frau und mehr, 1999
Eine der bekannten Cabaret- und Showgrößen in (West)Berlin und Deutschland auf den Bühnen der 70er und 80er Jahre war vermutlich Romy Haag. Sie kam aus Den Haag, war Sängerin und Tänzerin, mit David Bowie liiert und mit Udo Lindenberg auf Tournee, sie hatte einen Nachtclub und trat in vielen Filmen auf. Und sie ist trans Frau. Ihre Autobiographie »Eine Frau und mehr« erschien 1999 im Quadriga Verlag.
144/366: Alexandra: Ich war ein Mann, 1992
Einen Nachzügler habe ich noch für die trans Autobiographien der 90er, heute mit der Post eingetroffen und originalverpackt(!). 1992 erschien unter dem Pseudonym »Alexandra« der Lebensbericht »Ich war ein Mann«, laut Klappentext geht es um Trans, Rotlicht, Drogen und Gefängnis.
145/366: Holde-Barbara Ulrich und Thomas Karsten: Messer im Traum, 1994
In den 90er Jahren sind neben Autobiographien auch etliche Sach- und Fachbücher zu trans* Themen erschienen, ungleich mehr als zuvor, und aus den unterschiedlichsten Gebieten. Den Anfang soll ein Klassiker machen, der irgendwo zwischen den Autobiographien und den Sachbüchern seinen Platz findet: »Messer im Traum« von Holde-Barbara Ulrich und Thomas Karsten, erschienen 1994 im Konkursbuch-Verlag. Im Buch werden 13 trans Personen mit ihren Lebensgeschichten in Text und Bild vorgestellt, berührend und würdevoll, aber keine leichte Kost. Auch 25 Jahre nach dem Erscheinen kann ich das Buch empfehlen, mehr unter https://lili-elbe.de/messerimtraum