#366transbuecher (20) – 90er Jahre: Weitere Sachbücher

159/366: Leon Kaplan: Das Mona Lisa Syndrom, 1990

Kommen wir zu weiteren Sachbüchern, jetzt eher querbeet. Die 90er Jahre waren eine Zeit, in der man für trans und andere menschliche Eigenschaften Ursachen im Gehirn, hormonellen Prägungen und in den Genen suchte, und einer der Vertreter war Leon Kaplan, dessen Buch »Das Mona Lisa Syndrom. Männer, die wie Frauen fühlen.« 1990 erschien. Breiten Raum nimmt Homosexualität ein, die aus hormonellen Prägungen während der Schwangerschaft erklärt wird. Und auch Trans kommt auf ein paar Seiten vor, mit einer ebensolchen Erklärung. Möglicherweise ist etwas daran, aber das ausschließliche Stochern in Genen, Hirnen und Hormonen kommt mir doch wie ein biologistischer Kurzschluss vor.

160/366: Stefan Hirschauer: Die soziale Konstruktion der Transsexualität, 1993

Aus der komplett entgegengesetzten Richtung argumentiert die Soziologie, da erschienen in den 90ern 2 wissenschaftliche Werke zu Trans*. Eines ist »Die soziale Konstruktion der Transsexualität« von Stefan Hirschauer, 1993 bei Suhrkamp erschienen. Zur Soziologie habe ich nie wirklich Zugang gefunden, daher kann ich nicht mehr dazu sagen. Das Buch ist auch heute noch erhältlich, siehe https://lili-elbe.de/hirschauer1993

161/366: Gesa Lindemann: Das paradoxe Geschlecht, 1993

Ebenfalls im Jahr 1993 erschien »Das paradoxe Geschlecht« von Gesa Lindemann, die sich auch aus Sicht der Soziologie mit Trans* auseinandersetzt. Hier gilt für mich das Gleiche: Die Disziplin ist mir fremd geblieben, daher kann ich nicht mehr dazu sagen. 2011 gab es eine Neuausgabe, ansonsten mehr Infos siehe https://lili-elbe.de/lindemann1993

162/366: Tonia Schachl: Transsexuell – eine sichtbare Bewegung ins Unsichtbare, 1997

Aus dem Jahr 1997 stammt das wissenschaftliche Werk »Transsexuell – eine sichtbare Bewegung ins Unsichtbare« von Tonia Schachl. Die Autorin reflektiert aus Sicht der Psychologie über Trans und Interviews mit mehreren trans Personen.

163/366: Marjorie Garber: Verhüllte Interessen, 1993

Ein ziemlicher Brocken ist das Buch »Verhüllte Interessen. Transvestismus und kulturelle Angst.« der amerikanischen Literaturwissenschaftlerin Marjorie Garber, 1993 in deutscher Sprache erschienen. Sie widmet sich auf über 600 Seiten Crossdressing in allen Facetten.

164/366: Susanne Benedek und Adolphe Binder: Von tanzenden Kleider und sprechenden Leibern, 1996

3 Jahre später, im Jahr 1996 erschien »Von tanzenden Kleider und sprechenden Leibern. Crossdressing als Auflösung der Geschlechterpolarität?« von Susanne Benedek und Adolphe Binder, ebenfalls eine literaturwissenschaftliche Reflexion zu Crossdressing, in einem kleinen Kapitel geht es auch um trans* Filme.

165/366: Rudolf Dekker und Lotte van de Pol: Frauen in Männerkleidern, 1990

Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Frauen (oder zumindest afab), die als Männer auftreten, oft um der engen weiblichen Rolle zu entfliehen. Das 1990 in deutscher Sprache erschienene Buch »Frauen in Männerkleidern. Weibliche Transvestiten und ihre Geschichte.« von Rudolf Dekker und Lotte van de Pol, Historiker*innen aus Rotterdam, beschäftigt sich mit ihnen. Das Personenverzeichnis zählt 120 Einträge.

166/366: Gertrud Lehnert: Wenn Frauen Männerkleider tragen, 1997

In Ihrem Buch »Wenn Frauen Männerkleider tragen« von 1997 beschäftigt sich Gertrud Lehnert mit Crossdressing und anderen trans* Phänomenen in Geschichte und Literatur, und auch hier gibt es ein (kleines) Kapitel zu Filmen.

167/366: Élisabeth Badinter: Ich bin Du, 1994, XY. Die Identität des Mannes, 1993

Die französische Philosophin und Feministin Élisabeth Badinter gehörte zu denen, die sich mit dem Anfang der 90er Jahre populären Thema Androgynität beschäftigte. So auch in den beiden hier vorgestellten Büchern »Ich bin Du«, 1994 in deutscher Sprache erschienen, und »XY. Die Identität des Mannes« von 1993.

168/366: Johanna Kamermans: Mythos Geschlechtswandel, 1992, Künstliche Geschlechter, 1995

In den 90er Jahren erschienen 2 Bücher der niederländischen trans Frau Johanna Kamermans, sie heißen »Mythos Geschlechtswandel« (1992) und »Künstliche Geschlechter« (1995). Kamermans vertritt darin die fragwürdige These, dass Transsexualität eine Strategie zur Homosexualitäts-Vermeidung sei.

169/366: Carla Meyer: Vertauschte Geschlechter – Verrückte Utopien, 1995

Aus dem Jahr 1995 stammt das Buch »Vertauschte Geschlechter – Verrückte Utopien. Geschlechtertausch-Phantasien in der DDR-Literatur der siebziger Jahre.« von Carla Meyer. Das ist zugegebenermaßen sehr speziell (wie es Dissertationen häufiger an sich haben), aber für meine Bibliothek allemal interessant 🙂. Und es zeigt, wie vielfältig Sachbücher zu Trans* in den 90er Jahren wurden.

170/366: Doris Claudia Mandel: Die Zähmung des Chaos‘, 1999

Ein Sachbuch zu Trans* aus den 90ern habe ich noch: »Die Zähmung des Chaos’« von Doris Claudia Mandel, erschienen 1999. Auf ca. 550 eng bedruckten Seiten (+ ca. 100 Seiten Fußnoten und Literatur) setzt sie sich philosophisch mit Transsexualität auseinander. Allerdings in völlig unlesbarer Form, jedenfalls für mich. Falls jemand von euch das Buch gelesen hat und mehr als ich sagen kann: Bitte melden! Dass auf dem Umschlag »Essay« steht, kann ich jedenfalls nur ironisch deuten.