#366transbuecher (18) – 90er Jahre: Wissenschaft

146/366: Wolf Eicher: Transsexualismus, 1992

Gleich mehrere Bücher zu Trans* (im Wesentlichen Transsexualität) erschienen in wissenschaftlichen Fachverlagen, v.a. von Sexualwissenschaftlern und Medizinern, i.d.R. mit sehr ähnlichen kurzen Titeln. Den Anfang macht »Transsexualismus« von Wolf Eicher, erstmalig 1984 erschienen, 1992 dann in einer 2. Auflage. Das Buch enthält auf knapp 200 Seiten ungefähr den damals üblichen »Wissensstand« mit einem Schwerpunkt auf den Operationstechniken. Es fand sich damals in jeder Literaturliste und hatte vermutlich wesentlichen Einfluss auf die Fachwelt und die Community.

147/366: Uwe Hartmann: Sexuelle Störungen, 1991

Im schmalen Band »Sexuelle Störungen« von Uwe Hartmann, 1991 erschienen, findet sich ein kleines Kapitel »Der Umgang mit Transsexuellen in der Praxis« der Psychiaterin Claudia Rüffel. 2002 ist Uwe Hartmann mit einem furchtbar pathologisch geprägten Buch zu Trans* noch einmal in Erscheinung getreten.

148/366: Friedemann Pfäfflin und Astrid Junge (Hrsg.): Geschlechtsumwandlung, 1993

Das Buch »Geschlechtsumwandlung«, herausgegeben von Friedemann Pfäfflin und Astrid Junge, erschien 1993 und versammelt auf 450 Seiten diverse Aufsätze von Autoren, die fast alle auch noch mit eigenen Büchern in Erscheinung traten: Maria-Sabine Augstein, Stefan Hirschauer, Gesa Lindemann, Annette Runte, Manfred Steinkühler und Michael R. Will. Der Schwerpunkt des Buches liegt im nichtmedizinischen Bereich, mit fast 300 Seiten geht der Löwenanteil davon auf eine kommentierte Literaturübersicht der (damals) letzten 30 Jahre.

149/366: Friedemann Pfäfflin: Transsexualität, 1992

Bereits 1992 erschien von Friedemann Pfäfflin das Buch »Transsexualität«, es könnte seine Habilitationsschrift sein. Zu dem Zeitpunkt hatte er schon fast 15 Jahre trans Personen als Psychiater »behandelt«. Pfäfflin war in den 90ern einer der einflussreichsten Wissenschaftler zum Thema Trans im deutschsprachigen Raum. Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass ich Ende der 90er einen Vortrag von ihm in Stuttgart oder so gehört habe.

150/366: Ulrich Clement und Wolfgang Senf (Hrsg.): Transsexualität, 1996

Und noch ein oranges Werk aus dem Schattauer-Verlag, diesmal »Transsexualität«, herausgegeben von Ulrich Clement und Wolfgang Senf von 1996. Ähnlich wie das Werk von Eicher (#146), der auch ein Kapitel beisteuert, enthält das Buch auf ca. 120 Seiten einen Überblick zu etlichen trans Fachthemen. Zielgruppe sind alle, die von Berufs wegen mit Trans zu tun haben, d.h. Mediziner, Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten, Juristen. Auch das TSG und zum ersten Mal die Standards of Care (in englisch in einem Entwurf von 1990) sind abgedruckt.

151/366: Christiane Spehr: Probleme der Transsexualität und ihre medizinische Bewältigung, 1997

Das 1997 erschienene Büchlein »Probleme der Transsexualität und ihre medizinische Bewältigung« von Christiane Spehr möchte ich nicht unterschlagen, auch wenn es keine 40 Seiten stark ist. Christiane Spehr war Pionierin für die Techniken geschlechtsangleichender Operationen in Deutschland, sie gibt einen kurzen und durchaus empathischen Überblick über das Thema und skizziert die Operationsverfahren (mtf, ftm). Friedemann Pfäfflin steuert einen Beitrag zu rechtlichen und psychiatrischen Aspekten bei, und von der trans Frau Daniela Huber stammen ein paar autobiographische Zeilen.

152/366: Johannes Kemper: Sexualtherapeutische Praxis, 1992

Im Doppelband »Sexualtherapeutische Praxis« von 1992 gibt es ein Kapitel zu Trans*, geprägt von einem stark pathologischen Blick.

153/366: Volkmar Sigusch: Geschlechtswechsel, 1992

Bemerkenswert war 1992 der Band »Geschlechtswechsel« des Sexualwissenschaftlers Volkmar Sigusch. Erstmals äußerte sich jemand aus der Liga der »Professionellen« kritisch zum bisherigen Umgang mit trans* Menschen und geht mit seiner Profession deutlich ins Gericht. Selbstkritik ist in diesen Reihen ein rares Gut, das macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Eine der ersten Stimmen wider die pathologische Sicht. 1995 erschien auch noch eine Taschenbuchausgabe.