97/366: Anno Wilms: Transvestiten, 1978
Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre erschienen erstaunlich viele Bildbände mit trans* Menschen, das Thema muss damals eine mediale Aufmerksamkeit gehabt haben. In dieser Zeit entstand ja auch das TSG, mit entsprechendem Druck von Betroffenen, inkl. einiger Medienberichte (mir liegen einige Fachaufsätze und Publikumszeitschriften aus der Zeit vor). Die Bildbände von damals möchte ich in den nächsten Tagen vorstellen.
Den Anfang macht das mit Abstand größte Buch meiner Bibliothek, es hat gewaltige Ausmaße. »Transvestiten« von Anno Wilms erschien 1978. Auf vielen großformatigen Seiten werden trans* Menschen in ästhetischen Schwarzweiß-Fotografien gezeigt. Das Buch beginnt mit einer kleinen Einführung von Werner Düggelin mit uralten Zitaten aus Bürger-Prinz’ Aufsatz von 1953 (siehe #85). Im aufgeklappten Zustand ist das Buch fast einen Meter breit, damit sprengt es auch die üblichen Maße großformatiger Coffee Table Books 😮 – zum Größenvergleich ein zeitgenössischer Spiegel (Bild 5).
98/366: Susann Hillebrand und Irmgard Johannson: Charlotte. Salome. Veronika. Transvestiten, 1978
Ein weiterer Bildband, ebenfalls aus dem Jahr 1978, ist »Charlotte. Salome. Veronika. Transvestiten« von Susann Hillebrand und Irmgard Johannson. Im Buch werden 3 trans* Personen in Fotos und Interviews porträtiert. Charlotte war Jahrgang 1900(!) und bei Erscheinen des Buches 78 Jahre alt, Salome 22 und Veronika 26. In ihren Fragen zeigen die beiden Autorinnen wirkliches Interesse an ihren Gesprächspartnern, das Buch kommt ohne platten Voyeurismus aus – bei diesem Thema gerade damals alles andere als üblich. Dementsprechend sind auch die Fotos nicht besonders »geglättet« (keine Ahnung, wie man das am besten ausdrückt).
99/366: Andrej Reiser: Wen interessiert denn schon mein Elend, 1979
1979 erschien der Bildband »Wen interessiert denn schon mein Elend« von Andrej Reiser. Der Ansatz ist sehr ähnlich zum gestrigen Buch, aber ich finde die Fragen und Fotos deutlich voyeuristischer (so jetzt vom Reinschauen). Im Buch werden trans Frauen aus St. Pauli in zahlreichen, überwiegend schwarzweißen Fotos porträtiert, mit einer Frau gibt es ein Interview. Am Ende folgt ein (pathologisch übel verschwurbelter) Essay über Trans*. (Leider hab ich keine besseren Fotos vom Buch mit dem schlechten Licht am Abend hinbekommen, sorry.)
100/366: Die bizarre Welt der Transsexuellen in Wort und Bild, 1980
Für Buch Nummer 100 machen wir mal die unterste Schublade auf. Als Sieger im Preis um das mieseste trans Buch meiner Sammlung haben wir heute einen heißen Anwärter: »Die bizarre Welt der Transsexuellen in Wort und Bild« von 1980 aus dem Stephenson-Verlag (vom damaligen Versandhaus Beate Uhse) ist so etwa das Kondensat des schlechtestmöglichen Klischees, was 1 sich von Trans* machen kann. Das Thema wird hier auf pornographische Bilder von trans Frauen reduziert, die ihren Penis ins Bild halten. Das ist schon sehr einseitig. Bäh. Doch die Gleichsetzung von trans Frauen mit dem abwertenden und v.a. im pornographischen Umfeld verwendeten Begriff »Shemale« ist garantiert heute noch in vielen Köpfen zu finden.
101/366: Barry Kay: Die anderen Frauen, 1976
Der nächste Bildband! Barry Kay (1932–1985) war ein australischer Bühnen- und Kostümbildner, der in seinen späteren Jahren auch als Fotograf arbeitete. Im Bildband »Die anderen Frauen« von 1976 porträtierte er australische trans* Frauen v.a. aus Sydney. Die Schwarzweiß-Fotos wirken unaufdringlich und respektvoll, und der einführende Test ist differenziert. Geht doch!
102/366: Hans Falk: Transvestie, 1985
Im Jahr 1985 erschien der Bildband »Transvestie« von Hans Falk, ein opulentes und schön gestaltetes Buch. Es enthält zum einen Texte über Trans: Die über die Menschen mag ich auf die Schnelle nicht einschätzen, die über Trans an sich sind 80er-Jahre-wir-werfen-alles-zusammen-Schwurbel – was gern geschieht, wenn man Trans eher als perfomative Kunstform betrachtet. Viel interessanter ist der Bildteil: Zeichnungen von Hans Falk aus der trans Community von New York.