#366transbuecher (26) – Crossdressing im Militär & Historische Personen

Crossdressing im Militär

205/366: Julia B. Köhne, Britta Lange und Anke Vetter (Hrsg.): Mein Kamerad – Die Diva, 2014

In meiner Bücherreihe möchte ich fortfahren mit 2 Büchern zu einem recht speziellen geschichtlichen Thema: Crossdressing in der Armee. Im Militär, bis vor kurzem eine reine Männerwelt, entstanden offenbar immer wieder Nischen für Crossdressing und ähnliche Phänomene, ob nun als Ausdruck einer trans* Identität, Travestiekunst auf der Bühne, Zeichen unterdrückter Homosexualität oder aus anderen Motiven. 2 recht unterschiedliche Bücher beschäftigen sich damit im 1. und 2. Weltkrieg.

Zunächst »Mein Kamerad – Die Diva«, herausgegeben von Julia B. Köhne, Britta Lange und Anke Vetter von 2014. Das Buch geht auf eine Ausstellung des Schwulen Museums in Berlin von 2014 zurück, und beschäftigt sich mit Theatern an der Front und in Gefangenenlagern des 1. Weltkriegs. Mehrere wissenschaftliche Aufsätze beleuchten das Thema des Buchs aus unterschiedlichen Perspektiven, reich illustriert mit Fotografien aus der Kriegszeit.

Das Buch war für mich nicht leicht zu beschaffen, aber mein lokaler Buchladen konnte es über den Verlag ordern.

206/366: Martin Dammann: Soldier Studies, 2019

Inhaltlich ähnlich, aber doch ganz anders ist das 2. Buch dazu: »Soldier Studies« von Martin Dammann von 2019 (deutsch/englisch). Hier haben wir einen Bildband zum Crossdressing in der Wehrmacht, entstanden aus Funden eines Sammlers und Künstlers. Am Ende des Buchs ist ein kurzer Text von Harald Welzer enthalten, der die Bilder einordnet.

Aufmerksam geworden war ich durch einen Artikel im Spiegel: https://www.spiegel.de/geschichte/wehrmacht-und-crossdressing-soldaten-in-frauenkleidern-a-1238147.html

Historische Personen

207/366: Jean de Préchac: L’Héroïne Mousquetaire, 1681

Dieser bibliophile Neuzugang ist eine schöne Gelegenheit, meine seit etlichen Monaten vernachlässigte Serie mit trans Büchern fortzuführen. »L’Héroïne Mousquetaire« von Jean de Préchac ist eine Erzählung in frz. Sprache über eine Frau(?), die als Mann in den Krieg zog, um zu kämpfen. Inwieweit es »nur« um Crossdressing geht oder um eine darüber hinaus gehende trans Identität, vermag ich nicht zu sagen, aber es ist natürlich spannend, so eine Erzählung aus dem 17. Jahrhundert vor sich zu haben! Der Text erschien in 4 Bänden erstmals von 1677 bis 1678, das gezeigte Büchlein vereinigt diese 4 Bände auf 576 kleinen Seiten und stammt von 1681. Mein mit Abstand ältestes Buch bisher!

1727 erschien eine deutsche Übersetzung mit dem Titel »Fräuleins Christinen, Baronesse de Meyrac, Lebens-Liebes- Und Helden-Geschichte«, die sich digitalisiert nachlesen lässt (die Sprache erscheint uns heute jedoch sehr fremd): https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/28117/1

Ob es spätere Fassungen des Stoffes gibt und damit neuere Bücher über Christine, habe ich nicht herausfinden können.

208/366: Abbé Choisy: Aus meinem Leben, 1924

Ich möchte einige historische trans Personen vorstellen, über die oft mehrfach Bücher erschienen. Es ist natürlich schwierig, unsere heutigen Begriffe auf diese Menschen anzuwenden, kann mir aber gut vorstellen, dass sie sich heute als trans identifizieren würden. Trotzdem bleibt es spekulativ (ein qualifizierteres »queering history« überlasse ich gern den Historiker*innen unter euch).

Den Anfang soll Abbé de Choisy (1644-1724) machen. Er(?) trug für viele Jahre Mädchen-, später Frauenkleidung und verfasste später viele religiöse Texte. Ein ausführliches Porträt hat Jula geschrieben: https://www.julaonline.de/abbe-de-choisy/

Posthum erschienen 1736 die Memoiren Choisys, deren historische Korrektheit aber ungesichert ist. Eine deutsche Übersetzung gab es erstmals(?) 1924 in diesem überaus hübschen Büchlein mit dem Titel »Aus meinem Leben«. Ein Schmuckstück für Freund*innen der Buchkunst! Die wunderbaren Illustrationen stammen von Elisabeth Wrede.

209/366: Der Abbé de Choisy in Frauenkleidern, 1969

1969 erschienen die Memoiren Choisys erneut, diesmal in der Insel-Bücherei mit dem Titel »Der Abbé de Choisy in Frauenkleidern. Memoiren.« und mit komplett anderer Übersetzung. Im ergänzenden Nachwort werden noch weitere Texte zu Crossdressing erwähnt, aber abgedruckt ist leider nichts davon.