#366transbuecher (14) – Exkurs: Trans* in der DDR

111/366: Siegfried Schnabl: Mann und Frau intim, 1980, 1982

Zeitlich passend zu den 70er und 80er Jahren möchte ich mich in den nächsten Tagen einem Thema widmen, zu dem bislang wenig geforscht wurde und nur spärliche Quellen vorliegen: Trans in der DDR. Es gibt aktuell eine Wissenschaftlerin, die sich damit beschäftigt, aber schauen wir mal, welche Bücher ich hier habe. Allen gemeinsam ist, dass Trans nur am Rand erwähnt wird, es existiert keine Monographie dazu.

Zunächst ein in der DDR populärer Ratgeber zu Sexualität und Ehe, »Mann und Frau intim« von Siegfried Schnabl. Das Buch erschien erstmalig 1969 und dann in 18 Auflagen bis 1990. Mir liegen die 13. und 15. Auflage von 1980 bzw. 1982 vor, beide unverändert seit 1969. In einem kleinen Abschnitt bei den »Deviationen« wird auch Trans behandelt, nicht ohne die Klischees wie damals auf der anderen Seite der Mauer. Bemerkenswert finde ich aber das Schlusszitat des Moskauer Endokrinologen Aron Belkin, dem wohl profiliertesten Trans-Forscher der Sowjetunion: »Die Änderung des Geschlechts ist in solchen Fällen ein humaner, sozial gerechtfertigter Akt.« (siehe 3. Bild).

112/366: Lykke Aresin und Erwin Günther: Sexualmedizin, 1985

Kommen wir zu einem DDR-Fachbuch der 80er Jahre, nämlich »Sexualmedizin« von Lykke Aresin und Erwin Günther von 1985. Es richtete sich an Medizinstudenten. Dort gibt es ca. 10 Seiten zu Intersexualität und 4 zu Trans*. Für die Therapie werden ganz pragmatisch die (damals) funktionierenden Ansätze vorgestellt. Natürlich stecken in den Seiten auch die typischen Vorurteile der Zeit, aber mir erscheint die Pathologisierung nicht so extrem wie bei Springer & Co.

113/366: Reiner Werner: Homosexualität, 1987

Im Jahr 1987 erschien das Buch »Homosexualität« von Reiner Werner, das erste populärwissenschaftliche Werk in der DDR zu diesem Thema. Darin finden sich auch kleine Abschnitte zu Trans*. Und auch hier fällt mir wieder eine – bei allen Klischees – grundsätzlich menschenfreundliche Haltung auf: »Wir warnen dringend davor, ignorant, spöttisch oder arrogant mit der Transsexualität umzugehen. Die psychosozialen Leiden der Betroffenen übertreffen Schmerzen körperlich Erkrankter oft erheblich.«

114/366: Justin Time und Jannik Franzen (Hrsg.): trans*_homo, 2012

Und nun zur angesprochenen Wissenschaftlerin, die bisher weitgehend als einzige zu Trans in der DDR publiziert hat. Ich spreche von Ulrike Klöppel, die sich auch mit inter Geschichte beschäftigt (hat?). Im Sammelband »trans_homo« von 2012, herausgegeben von Justin Time und Jannik Franzen, gibt es einen Aufsatz von Ulrike Klöppel über die rechtliche Verfügung der DDR zu Trans von 1976 (4 Jahre vor dem TSG!). Leicht gekürzte Fassungen des Textes erschienen mehrfach, u.a. in der Broschüre »Auf nach Casablanca« von 2019 des Landes Berlin.