#366transbuecher (05) – Lili Elbe

51/366: Lili Elbe: Ein Mensch wechselt sein Geschlecht, 1932

Schätzchenalarm!!

Warum heißt die Lili-Elbe-Bibliothek, wie sie heißt? Wegen dieses Buches »Ein Mensch wechselt sein Geschlecht«, einer der frühesten trans Biographien! Das Buch von Lili Elbe gilt als Ursprung aller autobiographischen Berichte von trans Personen, die in den 90 Jahren seitdem erschienen sind. Ca. im Jahr 2000 entdeckte ich es in der Dresdner Unibibliothek, mit viel Glück konnte ich vor Jahren 2 Exemplare erwerben.

Lili Elbe (eigentlich Elevenes, 1882–1931, geboren als Einar Wegener) war nicht die erste trans* Frau mit Operationen, und ihr Buch war nicht das allererste dazu (schaut einfach in die letzten 50 Bücher). Aber ihr »Fall« ging damals durch die internationale Presse und machte Lili Elbe weithin bekannt.

Zusammen mit ihrer Partnerin, der Malerin Gerda Wegener, war sie von Kopenhagen nach Paris gezogen, wo das Paar in der Kunstszene sehr bekannt wurde. Hier begann ihr Leben als Frau. Für die damals riskante Operation kam sie nach Dresden. Dort verstarb sie nach der 2. Operation nach Komplikationen einige Zeit später. Der Schriftsteller Niels Hoyer (Pseudonym von Ernst Harthern) gab ihre gesammelten biographischen Aufzeichnungen als Buch heraus. 1932 erschien posthum die deutsche Übersetzung (Original: Dänisch als »Fra mand til kvinde«, 1931). Wir werden einige Tage hier verweilen.

Mehr zum Buch z.B. bei Wikipedia.

Meta 1: Am 1. Exemplar sieht man die damals im Buchhandel erhältliche Version ohne richtigen Einband (quasi OEM). Ein Buchbinder kümmerte sich dann um den sauberen Beschnitt und einen Einband. Das ist hier offenbar nie passiert.

Meta 2: Das 2. Exemplar hat einen Bleistifteintrag »Prof. Warnekros (Werner Kreutz)«, er war Lilis Operateur (in Klammern sein Pseudonym im Buch). Es ist aber wohl nicht seine Handschrift.

52/366: Niels Hoyer: Wandlung, 1954

Im Zuge des medialen Hypes um Christine Jorgensen wurde auch Lili Elbes Buch als Taschenbuch (leicht gekürzt) neu herausgegeben. Mit einem hübschen Einband erschien es 1954 im Tauchnitz Verlag unter dem Titel »Wandlung. Eine Lebensbeichte« von Niels Hoyer, Lili Elbes Name war vom Titel verschwunden Auch diese Ausgabe ist heute ziemlich selten.

53/366: Niels Hoyer (ed.): Man Into Woman, 1953

Auch die englische Ausgabe von Lili Elbes Buch wurde als Taschenbuch noch einmal herausgegeben, 1953 für 25 Cent unter dem Titel »Man Into Woman« in der »Popular Library«, mit einer kurzen Einführung von Norman Haire.

54/366: Die Geschichte von Lili Elbe, 2019

Seit letztem Jahr gibt es ENDLICH eine Neuausgabe von Lili Elbes Buch! Im Oktober 2019 erschien »Die Geschichte von Lili Elbe« im @bebraverlag. Wie lange mussten wir darauf warten? Das Buch enthält den vollständigen Text, dabei sind alle Pseudonyme aufgelöst, außerdem ein kleines Vorwort, ein ausführliches Nachwort von Rainer Herrn uvm. Wenn du dich für Lilis Geschichte interessierst: Lesen!

55/366: Ernst Harthern, 2008

Heimsuchungen.

Niels Hoyer, der Herausgeber von Lili Elbes »hinterlassenen Papieren«, hieß eigentlich Ernst Harthern bzw. Ernst Ludwig Jacobson und stammte aus Stade. Als Jude musste er Deutschland verlassen und war in Stade lange vergessen. Über einen kleinen berührenden Blogtext erfuhr ich vor vielen Jahren mehr über ihn, damals gab es keinen Wikipedia-Eintrag zu ihm oder zu Lili Elbe: https://ruprecht.art.blog/2018/06/15/die-kugel-im-ruecken/. Der Text basiert auf einem Vortrag von 1995.

2008 gab das Stader Stadtarchiv dann aber ein Buch über Ernst Harthern heraus, in dem auf einigen Seiten auch auf Lili Elbe eingegangen wird.

56/366: Sabine Meyer: Wie Lili zu einem richtigen Mädchen wurde, 2015

Und nochmal Meta. Wenn du mehr über den historischen Kontext, die Authentizität und andere Hintergründe zu Lili Elbe und ihrem Werk wissen möchte, dann sei dir das heutige wissenschaftliche Buch »Wie Lili zu einem richtigen Mädchen wurde« von Sabine Meyer (@lilielbe) ans Herz gelegt. Es erschien 2015 im @transcript_verlag

57/366: David Ebershoff: Das dänische Mädchen, 2000

Im Jahr 2000 erschien das Buch »Das dänische Mädchen« des US-amerikanischen Schriftstellers David Ebershoff (@davidebershoff). Er war über die Geschichte von Lili Elbe gestolpert und fand sie so interessant, dass er sie zu einem Roman verarbeitete – es war sein Durchbruch als Schriftsteller. »Wir« als trans* Community haben ihm viel zu verdanken: Ohne seinen Roman hätte die Geschichte niemals die breite Öffentlichkeit erreicht, Lili Elbe wäre vermutlich außerhalb von Fachkreisen heute genau so vergessen wie vor 30 Jahren.

58/366: David Ebershoff: Das dänische Mädchen, 2016

Eine Verfilmung von David Ebershoffs (@davidebershoff) Roman »Das dänische Mädchen« war schon länger geplant. Es dauerte dann aber 15 Jahre, bis der Film 2015 in die Kinos kam. Natürlich hat die Liebesgeschichte im Film nur noch in Anlehnung etwas mit Lilis »wahrer« Geschichte zu tun, aber als Beitrag zu trans* Visibility war »The Danish Girl« ein wichtiges Werk. Damals habe ich auch ein paar Worte dazu geschrieben: https://lili-elbe.de/leseecke/geschichte/the-danish-girl-trans-visibility/

Im Rahmen der medialen Aufmerksamkeit für den Film wurde dann auch das Buch »Das dänische Mädchen« unverändert neu aufgelegt. Diese Ausgabe des Romans ist sicher die heute am einfachsten erhältliche, z.B. bei Amazon: https://amzn.to/32wUFWG

59/366: Lili Elbe: Ein Mensch wechselt sein Geschlecht, 1932 (Digitalisat)

Ausnahmsweise stelle ich heute ein digitalisiertes Buch vor, denn es schließt den Kreis aller Veröffentlichungen zu Lili Elbe. War bis vor kurzer Zeit der Text des Originals nicht mehr zugänglich, gibt es ihn jetzt gleich 2x: Zum einen in der empfehlenswerte Neuausgabe (siehe 54/366), zum anderen hat aber auch die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek ein Original digitalisiert und stellt es der Allgemeinheit zur Verfügung. Großartig! Ich habe es hier verlinkt (unten): https://lili-elbe.de/transgender-buecher/digitalisierte-trans-buecher/

Dieses Exemplar ist übrigens auch jenes, was ich im Jahr 2000(?) selbst in der Hand hatte, und mit dem »meine« Lili-Elbe-Geschichte begann. Genau dieses Buch ist der ideelle Grundstein meiner Bibliothek.