#366transbuecher (06) – Magnus Hirschfeld

60/366: Magnus Hirschfeld: Weltreise eines Sexualforschers, 2006 (1933)

Pionierwechsel. Nachdem wir ziemlich lange bei Lili Elbe verweilt sind, möchte ich jetzt Magnus Hirschfeld einige Tage widmen. Mehrere Bücher seines sehr produktiven Schaffens habe ich bereits vorgestellt (Nr. 11-15, 20-22, 25, 32). Als schwuler und jüdischer Sexualwissenschaftler war er ein Feindbild für die Nazis und fühlte sich immer mehr bedroht. So nahm er 1931 eine Einladung in die USA an, reiste von da weiter nach Asien und hielt 176 Vorträge.

1933 erschien in Zürich der Bericht seiner Reise, unter dem Titel »Weltreise eines Sexualforschers« gab der Eichborn-Verlag 2006 das Buch in einer wunderbar gestalteten Ausgabe neu heraus.

61/366: Hans Bergemann, Ralf Dose, Marita Keilson-Lauritz: Magnus Hirschfelds Exil-Gästebuch, 2019

Nach seiner Weltreise kehrte Magnus Hirschfeld nicht nach Deutschland zurück. Am 5. Mai 1933 plünderten nationalsozialistische Sportstudenten das Institut für Sexualwissenschaft in Berlin, viele der Bücher wurden verbrannt. Wir kennen das in unser kulturelles Gedächtnis eingebrannte Foto der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz – dort verbrannten auch die Bestände von Hirschfelds Institut. Nicht ohne dass man vorher aussortiert hatte, was man noch verkaufen könnte. Dabei hatte das deutsche Jahrhundertverbrechen gerade erst begonnen.

Die damalige recht liberale Sexualwissenschaft erlitt einen Rückschlag, von der sie sich für mindestens 2 Jahrzehnte nicht mehr erholte, in Deutschland dauerte es noch viel länger. Hirschfeld ging nach Frankreich ins Exil und verbrachte seine letzten 2 Lebensjahre in Nizza, er starb 1935.

Sein Exil-Gästebuch ist das heutige Thema. Im Jahr 2019 erschien im jüdischen Verlag @hentrichhentrich eine wunderbare, großformatige Ausgabe mit einem Reprint des Gästebuchs inkl. Transkriptionen und Hintergrundinformationen. Ein echtes Coffee Table Book!

62/366: Magnus Hirschfeld: Geschlechtsanomalien und Perversionen, ca. 1950

Nach Hirschfelds Tod erschien 1937 eine französische und 1938 eine englische Ausgabe eines Buchs, das nach dem Verlust des Originalmanuskripts wohl rückübersetzt wurde und ab ca. 1950 erst unter dem Titel »Geschlechtsanomalien und Perversionen« und später als »Geschlechtsverirrungen« in deutscher Sprache herausgegeben wurde (laut Vorwort). Ob es tatsächlich Hirschfelds Lebenswerk zusammenfasst, wie der Untertitel »Aus dem Nachlaß ergänzt und geordnet von seinen Schülern«, vermag ich nicht zu beurteilen. Die deutschsprachigen Ausgaben ab ca. 1950 bis in die 80er Jahre erschienen jedenfalls eher als Erotica und bedienten wohl einen voyeuristischen Blick auf alles, was in der Nachkriegs-BRD in sexueller Hinsicht als »nicht normal« galt. Heute dürfte das Werk das am meisten verbreitete von Magnus Hirschfeld sein.

Das Buch enthält auch ein umfängliches Kapitel zu »Transvestitismus«, ebenso »Hermaphroditismus« und »Androgynie«. Aber eben auf dem Stand der 30er Jahre.

63/366: Manfred Herzer: Magnus Hirschfeld, 2001

Magnus Hirschfeld war einer der entscheidenden Pioniere für die trans Geschichte, niemand in der frühen Sexualwissenschaft wirkte so prägend für trans Menschen. Vor allem war er aber auch Kämpfer für homosexuelle Menschen und für deren Entkriminalisierung. Seine Rolle in der Eugenik muss man heute kritisch sehen, dazu kann ich aber ansonsten nicht viel sagen (siehe dazu z.B. den Abschnitt in seinem Wikipedia-Artikel). Über ihn gibt es mehrere Biographien, 2 möchte ich vorstellen. Zunächst heute von Manfred Herzer, erst 1992 und dann 2001 noch einmal in einer überarbeiteten Ausgabe erschienen in der »Bibliothek rosa Winkel« im MännerschwarmSkript Verlag.

64/366: Ralf Dose: Magnus Hirschfeld, 2005

Ein weitere Biographie über Magnus Hirschfeld schrieb Ralf Dose, einer der Mitbegründer der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft. Sie erschien 2005 im Verlag @hentrichhentrich in der Reihe »Jüdische Miniaturen«. Mit gerade mal 128 kleinformatigen Seiten eine schöne Lektüre, wenn nicht so viel Zeit ist.