Als erste namentlich bekannte trans Frau, die sich geschlechtsangleichenden Operationen im modernen Sinn unterzog, gilt Dora Richter als trans* Pionierin. Mir ist es gelungen, ihren Taufeintrag aufzuspüren, und auch Licht in ihr Leben nach 1933 zu bringen.
Doras Leben in Stichpunkten
- 16. April 1892: Geburt in Seifen (heute: Ryžovna) in Böhmen
- Zweites von acht Kindern, Vater Musiker, Mutter Spitzenklöpplerin, katholisch, Volksschule, danach Lehre als Bäcker
- Thema “Trans*” von Anfang an präsent: Spürt bereits in der Kindheit, dass sie sich als Mädchen empfindet, hält Situation kaum aus und versucht, Hoden zu entfernen und sich das Leben zu nehmen
- Sucht als junge Erwachsene immer wieder Kontakt zu Männern, endet fast jedes Mal enttäuschend
- Lebt in verschiedenen Ort und Städten (z.B. Leipzig und Schwarzenberg), dazwischen wiederholte Rückkehr in die Heimat
- Wendet sich mehrfach an Ärzte, die ihr aber nicht helfen können
- Sieht Anfang 1923 den “Steinach-Film”, nimmt Kontakt zu Magnus Hirschfeld auf, und reist kurz danach nach Berlin
- 1923 an ihr erste geschlechtsangleichende Operation überhaupt, im Jahr 1931 zwei weitere Operationen
- Erhält “Transvestitenschein”, 1924 Gutachten und Dissertation über sie am Institut für Sexualwissenschaft Berlin
- Versucht 1925 einen “doppelten” Pass zu erhalten (für Deutschland als Dora, für CSR mit männlichem Namen), aber abgelehnt
- 1933: Überfall auf das Institut und Plünderung/Zerstörung
- Lebt 1934 noch in Berlin, stellt Antrag auf Namensänderung in Dora, wird genehmigt
- Danach verlässt sie Deutschland: 1939 wieder in ihrem Geburtsort Seifen, arbeitet als Klöpplerin
- Übersteht in ihrem Heimatdorf offenbar unbeschadet den Zweiten Weltkrieg
- 1946 Vertreibung, kommt nach Allersberg (bei Nürnberg)
- Lebt dort weitere 20 Jahre bis zu ihrem Tod am 26. April 1966