Hertha Wind gelang es, ihre in den frühen 30er Jahren begonnene Transition während der NS-Zeit fortzuführen, und sie überlebte die NS-Zeit. Zu ihr habe ich zahlreiche Akten gefunden und möchte ihren besonderen Lebensweg nachzeichnen.
Herthas Leben in Stichpunkten
- Geboren am 29. November 1897 in Ludwigshafen am Rhein, zweites von fünf Kindern, katholisch getauft, Familie wohnt in der Werkssiedlung der BASF
- Spielt schon als Kind mit Puppen, mag Handarbeiten, wünscht sich, Mädchen zu sein, später dann Sportbegeisterung (Schwimmen, Gewichtheben, Ringen)
- Nach der Volksschule kaufmännische Lehre bei der BASF
- Meldet sich 1915 freiwillig bei der Kriegsmarine, “weil [ihr] die Uniform [ihrer] seelischen Einstellung entsprechend gefiel”, bis 1920 bei der Marine
- In dieser Zeit erste sexuelle Erfahrungen mit Männern und Frauen
- Nach dem Krieg bürgerliches Leben, Hochzeit mit Elisabeth Gickeleiter, zwei Söhne
- Ab 1928 länger erkrankt (Rückenprobleme, vermutlich aus dem Krieg), in dieser Zeit Gedanken an “Transvestismus”, Crossdressing beim Karneval
- Wendet sich an Magnus Hirschfeld in Berlin, besucht Institut für Sexualwissenschaft
- Im Oktober 1931 erste geschlechtsangleichende Operation in Frankfurt-Sachsenhausen bei Max Flesch-Thebesius
- Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten brechen Behandler*innen weg, weitere medizinische Maßnahmen unklar
- Im August 1933 Zwangseinweisung in Kreis-Kranken- und Pflegeanstalt Frankenthal als “gemeingefährlich geisteskrank”, bleibt dort mehrere Monate, bis ihr die Entlassung gelingt (u.a. verspricht sie männliches Leben)
- 1935 beinahe erneute Einweisung, der sie nur knapp entrinnt
- 1936 gelingt ihr die Namensänderung zu „Toni“, und erhält Erlaubnis, Frauenkleidung zu tragen
- 1939 und 1940 weitere Operationen in Mannheim und Frankfurt
- 1943 in Mannheim ausgebombt
- Ab 1947 weitere Schritte: Ehescheidung, Namensänderung zu „Hertha Elisabeth“, Versuch der Rehabilitierung
- 1954 Weg in die Öffentlichkeit, mehrere Presseartikel, geplante Biographie erscheint aber nicht
- Lebt in ärmlichen Verhältnissen
- Tod am 09. November 1972 in Mannheim

